Allianz für den Gewässerschutz

Geschichte und Ergebnisse der Allianz für den Gewässerschutz

Hintergrund

Für Schleswig-Holstein ist der Schutz des Grundwassers von besonderer Bedeutung, da das Trinkwasser zu 100 Prozent aus dem Grundwasser gewonnen wird. Während früher großräumig auch oberflächennahe Grundwasserleiter zur Versorgung genutzt werden konnten (flache Hausbrunnen), musste wegen stetig ansteigender Nitratbelastungen und Belastungen durch Pflanzenschutzmittelrückstände in den zurückliegenden Jahren zunehmend auf tiefere Wasserleiter zurückgegriffen werden. Des Weiteren hat sich im Rahmen der Arbeiten zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) gezeigt, dass die Hälfte der Grundwasserkörper (etwa 450.000 ha landwirtschaftliche Fläche) das nach WRRL geforderte Ziel zur „Schaffung eines guten chemischen Zustandes von Gewässern“ bis heute nicht erreicht. Hauptursache für die Verfehlung dieses Umweltziels ist die diffuse Belastung des Grundwassers mit Nitrat aus der landwirtschaftlichen Flächennutzung, aber auch durch Pflanzenschutzmittel bzw. deren Abbauprodukte.

Darüber hinaus sind die Fließgewässer mehrheitlich nicht in einem guten Zustand und erfüllen nicht die durch die Wasserrahmenrichtlinie gestellten Qualitätsanforderungen. Die Orientierungswerte zur Erreichung eines guten ökologischen Zustandes werden in der Summe der Parameter an mehr als 95% aller berichtspflichtigen Fließgewässer nicht eingehalten. An mehr als 90% dieser Fließgewässer und Seen ist der ökologische Zustand oder das Potenzial nicht gut. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, die landwirtschaftliche Flächennutzung zur Reduzierung von Nährstoffausträgen in die Gewässer zu optimieren.

Kernthemen

insbesondere durch noch bessere und breitere Vermittlung der bereits erarbeiteten Vorschläge des Runden Tisches und der Erkenntnisse der Gewässerschutzberatung gerade aus den Pilotbetrieben in die landwirtschaftliche Praxis;

  • Lösungsstrategien zur Effizienzsteigerung der Düngung durch Nutzung der Potentiale von „Landwirtschaft 4.0“;
  • Lösungsstrategien zur Erhöhung der Transportfähigkeit von flüssigen Wirtschaftsdüngern (Gülle und Gärreste) und zur besseren Verteilung von Wirtschaftsdüngern aus Überschuss- in Unterschussregionen;
  • Lösungsstrategien zur Reduzierung des Mineraldüngereinsatzes und zur Substitution durch organische Dünger;

durch zusätzliche Informationsstrategien und eine verbesserte Ausbildung der Landwirte sowie Veranstaltungen mit den Pilotbetrieben als Multiplikatoren;

entlang der wichtigsten Gewässer in Schleswig-Holstein auf freiwilliger Basis; dazu werden gemeinsam neue Anreizsysteme entwickelt.

über mögliche Einflüsse von Spurenstoffen auf die Gewässer.

zur Erweiterung der Lagerkapazitäten und zur Beschaffung emissionsarmer Ausbringungstechniken oberhalb gesetzlicher Vorschriften;

für die Landwirtschaft; Ausweitung auf die gesamteLandesfläche und Aufnahme wichtiger Themenbereiche wie gewässerschonender Pflanzenschutz, Bodenschutz- und Gewässerrandstreifenmodule.

in besonders praxisgerechter Darstellung;

die Qualitätsparameter der Wasserrahmenrichtlinie verfehlen, in den Einzugsgebieten und lokal auf Wasserkörperebene, um eine ursachenorientierte und gezielte Verbesserung der Düngepraxis und des Gewässerschutzes zu erreichen.

Gründung 2013

Das damalige Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (MELUR) und der Bauernverband Schleswig-Holstein e.V. haben deshalb im Frühjahr 2013 eine Allianz für den Gewässerschutz gegründet. Die folgenden Maßnahmen sollten in der Allianz zuerst bearbeitet werden:

  1. Einführung und Erweiterung von Gewässerrandstreifen durch Anpassung des Landeswassergesetzes sowie Förderung des freiwilligen Einrichtens von dauerhaften, mindestens 10 m breiten Gewässerrandstreifen an den Vorranggewässern Schleswig-Holsteins
  2. Ausweitung und Intensivierung der landwirtschaftlichen Gewässerschutzberatung innerhalb der Kulisse der Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand
  3. Weiterentwicklung und Angebot von Agrarumweltmaßnahmen wie z.B. Winterbegrünung mit Zwischenfrüchten oder Untersaaten, emissionsarme Ausbringung von flüssigen Wirtschaftsdüngern oder Ökolandbau
  4. Entwicklung einer überregionalen Nährstoffbörse
  5. Öffentlichkeitsarbeit zu Anforderungen und Ergebnissen der WRRL-Umsetzung

 

Erfolge und Arbeitsergebnisse der Allianz 2013 bis 2017

Das Hauptziel der 2013 gegründeten Allianz für den Gewässerschutz sollte es sein, gemeinsam Maßnahmen zur Reduzierung der diffusen Nährstoffeinträge aus der landwirtschaftlichen Flächennutzung in die Gewässer zu entwickeln und umzusetzen und die pflanzenbauliche Düngepraxis zu verbessern. Das zentrale Element der Allianz stellte der Runde Tisch Nährstoffmanagement unter Federführung des Bauernverbandes dar. Die zentralen Themen umfassten eine nachhaltige Landbewirtschaftung und bedarfsgerechte Düngung sowie die Formulierung und Erfüllung von Anforderungen des Gewässerschutzes. Zu speziellen Fachthemen (z.B. Grundwassermessnetze, Denitrifikationspotential der Böden) wurden Fachreferenten eingebunden. Die Teilnehmer des Rundes Tisches wirken als Multiplikatoren in der Fläche. Durch die intensiven Gespräche und Debatten und den sehr offenen Informationsaustausch am Runden Tisch konnte die Akzeptanz bzgl. der Problematik von Nährstoffeinträgen in die Gewässer in der Praxis deutlich erhöht werden.

Zu den vorgeschlagenen Maßnahmen, die in sechs Arbeitsgruppen erarbeitet wurden, gehörten Empfehlungen für eine nährstoffarme Fütterung der Tiere, die Einrichtung einer Nährstoffbörse, Empfehlungen zur Frühjahrsausbringung, die Beratung zu gewässerschonenden Ausbringungstechniken, Verbesserungen bei der Lagerung von Silage und Festmist und die freiwillige Einrichtung von breiten Gewässerrandstreifen.

Erweiterung und Vereinbarung zur weiteren Arbeit in der Allianz ab 2017

Aufgrund der positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit, aber auch aufgrund der zusätzlichen Verpflichtungen aus der novellierten Düngeverordnung und der gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft wurde 2017 mit der neuen Landesregierung eine Fortsetzung und Erweiterung der Allianz für den Gewässerschutz beschlossen. Seitdem sind neben dem Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (MELUND) und dem Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) auch der Landesverband der Wasser- und Bodenverbände Schleswig-Holstein (LWBV) sowie die Landesgruppe Norddeutschland des Bundesverbandes für Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Partner in der Allianz für den Gewässerschutz. Gemeinsam soll künftig an Lösungen zur Reduzierung der Nähr- und Schadstoffeinträge in Gewässer gearbeitet werden, um die Ziele der europäischen Richtlinien zu erreichen und kommenden Generationen die Nutzung von Grundwasser für die Trinkwassergewinnung zu sichern. Dazu werden die Allianzpartner gezielte Vorschläge und Maßnahmen für eine am Pflanzenbedarf und Gewässerschutz ausgerichtete und optimierte Düngung, die Reduzierung des Mineraldüngereinsatzes und bessere regionale Verteilung der organischen Dünger im Land, die Etablierung neuer Bewirtschaftungsmaßnahmen und innovativer Techniken sowie die Erhöhung der Datentransparenz erarbeiten und umsetzen. Darüber hinaus soll in einem offenen und kooperativen Dialog für eine gegenseitige Akzeptanz und mögliche Lösungen bei unterschiedlichen Anforderungen an den Gewässerschutz geworben werden. Die fachliche Arbeit der Allianzpartner erfolgt weiterhin am Runden Tisch Nährstoffmanagement, der über die Allianzpartner hinaus eine breite Beteiligung von Akteuren aus der landwirtschaftlichen Beratung und Ausbildung, Wissenschaft, Wasserwirtschaft und dem Gewässerschutz sicherstellen soll und federführend vom Bauernverband Schleswig-Holstein organisiert und geleitet wird. Die Allianzpartner schlagen die Teilnehmer sowie die zur Diskussion gestellten Themen vor und bringen das in ihren Institutionen vorgehaltene Fachwissen aktiv in die Arbeit ein.

Erfolge und Arbeitsergebnisse der Allianz 2017 bis 2021

Die Allianz für den Gewässerschutz hat durch die Zusammenarbeit aller am Runden Tisch Nährstoffmanagement und an den Arbeitsgruppen beteiligten Institutionen folgende Ergebnisse in puncto Gewässerschutz vorzuweisen:

  1. Ständiger Zuwachs an Gewässerrandstreifen: Steigerung an den Fließgewässern um 31 % der Länge seit 2014
  2. Vereinfachung von Verwaltungsabläufen: Einrichtung eines Verfügungsrahmen beim Landesverband der Wasser- und Bodenverbände sowie Erweiterung der Förderkulisse ab 2019
  3. Broschüre zur Entwicklung und Pflege von Randstreifen für den Landesverband der Wasser- und Bodenverbände in Arbeit
  4. 1 Mio. € für die Sicherung von Randstreifen im Gebiet der Modellregion Schlei
  1. Insgesamt wurden über den Vertragszeitraum 1.612 landwirtschaftliche Betriebe einzelbetrieblich und betriebsindividuell zu einer gewässerschonenden Bewirtschaftung beraten.
  2. Von insgesamt 477.421 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche (LN) innerhalb der WRRL-Gebietskulisse der Grundwasserkörper in einem schlechten chemischen Zustand werden 190.754 ha LN landwirtschaftlich und einzelbetrieblich beraten. Dies entspricht einem Flächenanteil von rund 40 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in der Gebietskulisse.
  3. Mit dem verausgabten Geld wurden knapp 18.000 Module einzelbetrieblich und betriebsindividuell beraten. Insbesondere die Module zur Düngeplanung, zu organischen Nährstoffträgern und zu Mais/Hackfrucht wurden besonders stark nachgefragt. Dies deckt sich mit den Problembereichen der Landwirtschaft auf dem Geestrücken in Schleswig-Holstein: viele Futterbaubetriebe mit einem hohen Maisanteil.

Einführung der aus Landesmitteln finanzierten P-Gewässerschutzberatung im April 2019. Ausweitung der P-Gewässerschutzberatung auf 5 weitere Beratungsgebiete und damit Durchführung einer landesweiten Gewässerschutzberatung. Alle Landwirtinnen und Landwirte in Schleswig-Holstein haben die Möglichkeit, freiwillig und kostenfrei das Beratungsangebot der Gewässerschutzberatung in Anspruch zu nehmen

  1. Winterveranstaltungen im Januar und Februar 2019 mit über 700 Teilnehmern
  2. Informationsmaterial zur Allianz für den Gewässerschutz, u.a. verschiedene Flyer über Maßnahmen zur Verbesserung des betrieblichen Nährstoffmanagements
  3. Messestand und Gewässerschutzforum auf der Norla 2019
  4. Entwicklung einer Homepage der Allianz für den Gewässerschutz
  5. Winterveranstaltungen im Januar und März 2021 mit über 700 Teilnehmer/innen zu den Themen Düngeverordnung, Nitratkulisse und Gewässerrandstreifen
  6. Zwei Praxistage zur Sicherung und Entwicklung von Gewässerrandstreifen im Sommer 2021 im Einzugsgebiet der Schlei
  7. Neues Informationsmaterial rund um den Gewässerschutz, u.a. zur Lagerung von Pferdemist, zur Gestaltung von Gewässerrandstreifen und zur Aufbereitung/Separation von flüssigen Wirtschaftsdüngern
  8. Messestand auf der Norla 2021

Erlass zum Bauen von Behältern zur Lagerung von flüssigen Wirtschaftsdüngern im Außenbereich („Nährstoffmanagement in der Landwirtschaft im Rahmen der Allianz für Gewässerschutz“)

als Alternative zur Laboranalyse des Wirtschaftsdüngers (Wirtschaftsdüngeruntersuchung in der N- und P-Kulisse Pflicht nach Landes-Düngeverordnung)

für Beraterinnen und Berater und für landwirtschaftliche Betriebe in Auslegungsfragen der Düngeverordnung

wie z.B. Minimierung von Spurenstoffeinträgen, v.a. Pflanzenschutzmitteln, in das Grundwasser und Oberflächengewässer

Fortführung und Erweiterung der Allianz für den Gewässerschutz 2023

Aufgrund der positiven Erfahrungen aus der Zusammenarbeit, der zusätzlichen Verpflichtungen aus der novellierten Düngeverordnung und der gestiegenen gesellschaftlichen Anforderungen an die Landwirtschaft soll die Allianz für den Gewässerschutz fortgesetzt werden. Auch nach der Ressortteilung des MELUND in das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) und das Ministerium für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) bekennen sich beide Ministerien zum Gewässerschutz und so wird mit der Aufnahme des MLLEV in die Allianz für den Gewässerschutz die bisherige erfolgreiche Zusammenarbeit in neuer Konstellation fortgesetzt.

Die Vereinbarung zur Fortsetzung und Erweiterung der Allianz für den Gewässerschutz können Sie HIER einsehen.